La Réunion – Urbane Seilbahn von Poma wird zum zentralen Verkehrsmittel der Insel

Urbane Seilbahnen gelten als Ergänzung zu den Massenverkehrsmitteln einer Stadt. Auf der französischen Insel La Réunion wird die Seilbahn dagegen selbst zum zentralen Mobilitätshub. Die Arbeiten des Herstellers POMA laufen auf Hochtouren.

Saint-Denis, die Hauptstadt der Insel im indischen Ozean, ist auf fordernder Topographie erbaut. Aufgrund von Bergen und natürlichen Korridoren dazwischen, ist es schwierig von einem Stadtteil in den anderen zu wechseln.

Hinzu kommt starker Verkehr auf den steilen und engen Bergstraßen, bei denen nicht nur das Busnetz an seine Grenzen stößt. Eine Umlaufseilbahn soll die Probleme der 150.000 Einwohner großen Stadt ab Ende 2021 entschärfen. Der französische Hersteller POMA errichtet dort zurzeit eine 2,5 Kilometer lange Seilbahn mit fünf Stationen.

Geplant sind 46 Kabinen mit je zehn Sitzplätzen, um die erwarteten 5.000 Passagiere pro Tag transportieren zu können. Die Fahrtzeit wird vierzehn Minuten betragen, die Förderleistung im Endausbau liegt bei 1.200 Personen pro Stunde und Richtung.

Die Anlage kommt damit nicht nur den rund 15.000 Studierenden der Universität La Réunion zugute, sondern auch den 53.000 Einwohnern in den betroffenen Vierteln von Moufia (15.000 Einwohner), Boisde-Nèfles (9.000 Einwohner) und Chaudron (29.000 Einwohner) – sowie den Passagieren des Busnetzes.

Le Réunion

Die Seilbahn wird mit fünf Stationen zahlreiche soziale Zentren verbinden. Foto: Telepherique urbain

Denis Baud-Lavigne, Sales Manager POMA

„Der Auftrag umfasst nicht nur den Bau, sondern auch den Betrieb und die Wartung der Seilbahn. Zusammen mit lokalen Partnern und Mitarbeitern, die wir mit unseren Schulungsprogramm UPilot ausbilden, können wir ein gutes Gesamtpaket liefern. Für uns ist die Seilbahn in Saint-Denis ein Referenzprojekt für eine gut eingebettete, einfach konstruierte Seilbahn, die intermodal vernetzt als AirMetro reüssieren wird!“

SEILBAHN CHAUDRON- BOIS-DE-NÈFLES

Länge

2,5 km

Fahrgeschwindigkeit

6 m/s

Fahrtzeit

14 min.

Stationen

5

Kabinen

46

Kapazität

10 P

Stützen

26

Förderleistung

1.200 P/h/d

Frequenz

36 sec.

Antrieb

DirectDrive

Projektkosten

43 Mio. €

Hersteller

POMA

Vernetzte Stationen

„Denn die Seilbahn ist intermodal konzipiert. Während sie den natürlichen Korridor der Stadt vertikal durchzieht, kreuzen Buslinen die Trasse horizontal an den Stationen“, berichtet Denis Baud-Lavigne, Sales Manager von POMA. Die Stationen sind dort situiert, wo viele Menschen zusammenkommen.

So beginnt die Seilbahn an der Station Chaudron, die als Eingangstor zum Stadtzentrum gilt. Die nächste Station „Campus“ erschließt die Universität, der dritte Stopp „Moufia“ ein komerzielles Zentrum und einen Busbahnhof.

Die Station Bancoul verbessert wiederum die Zugänglichkeit eines großen Marktes, während die letzte Station Bois-de-Nèfles einen aufstrebenden Stadtteil erschließt.

Für dessen Bewohner stellt die Seilbahn nicht zuletzt wegen der der Station in Chaudron eine erhebliche Verbesserung fürs Pendeln in das Stadtzentrum dar. Alle Stationen sind so konzipiert, dass sie in Zukunft zu multifunktionalen Gebäuden ausgebaut werden können (Geschäfte, Restaurants etc.).

Die Seilbahn in La Réunion mit fünf Stationen soll Ende 2021 in Betrieb gehen. Fotos: POMA

Referenzprojekt

Der politische Prozess von der Idee bis zur Realisierung der Seilbahn war erstaunlich kurz. 2013 kam der Wunsch nach einer Seilbahn auf, vier Jahre später wurde das Projekt ausgeschrieben.

Finanziert wird der Bau großteils durch französische und europäische Fördermittel, der Betrieb wird durch lokale Steuern und den Ticketverkauf getragen. Das Investitionsvolumen beträgt 43 Millionen Euro.

Dreieinhalb Jahre dauerte der Planungs- und Genehmigungsprozess, der mit der Inbetriebnahme der Seilbahn Ende 2021 seinen Abschluss finden soll. „Wir von POMA hoffen, dass die Seilbahn auf La Réunion auch andere Städte von dieser Verkehrslösung überzeugt.

Inseln wie Mayotte, Martinique, Guadeloupe und Korsika, aber auch Städte am Festland, könnten mit einer Seilbahn ihre Verkehrssituation rasch und umweltfreundlich verbessern“, schließt Baud-Lavigne. ts