SI Urban 1/2022, Stadt
Projekt Aaregondel wird nun geprüft
Konkret verfolgt der Verein aus diversen Institutionen die Idee einer städtischen Seilbahn vom Hauptbahnhof Solothurn über den Fluss Aare in Richtung Osten hin zu den spannungsvollen Aktionsfeldern in Zuchwil, Riedholz und Luterbach.
„Die Aaregondel ist eine bedeutende Entlastung des Nahverkehrs im Bereich der Quartiererweiterungen im Osten von Solothurn, welche alle Nutzergruppen schnell, entspannt und mit einer einmaligen Rundumsicht an ihr Ziel bringt.
Sie garantiert ein erhabenes Fahrerlebnis statt verschenkter Freizeit auf verstopften Routen,“ sagt Initiator Reto Paul Grimm, Designer sowie Areal- und Immobilienprojektentwickler.
Er sieht in der schlichten Erschließungsachse der geplanten Seilbahn die perfekte Ergänzung im öffentlichen Verkehrsnetz und reagiert damit auf die positive Entwicklung, mit der sich die Kantonshauptstadt vorwärtsbewegt.
Die Seilbahn
Geplant ist eine 3,3 Kilometer lange Einseilumlaufbahn mit 16 Stützen und 74 10er-Kabinen; der Fluss Aare wird viermal überquert.
Bis zu 2.000 Personen, Fahrräder oder Kinderwagen soll die „Aaregondel“ pro Stunde transportieren – ohne Wartezeiten, denn alle 18 Sekunden kann eine Abfahrt auf die elfminütige Strecke stattfinden.
Die Stationen
Starten soll die „Aaregondel“ am Bahnhof Solothurn, dem zentralen Verkehrsknoten der Stadt mit internationalen, regionalen und lokalen Zug- und Busverkehr.
Die zweite Station erschließt das Sportzentrum Zuchwil und ein Stadtviertel, das bald auf 840 Wohnungen anwachsen wird. Die Endstation bedient wiederum das Transformationsprojekt der Halter AG auf der Industriebrache Attisholz im Süden der Gemeinde Riedholz. Dort soll ein Stadtviertel für 2.500 Menschen entstehen.
Von der Verbindung profitieren zudem die Unternehmen in der Industriezone von Luterbach, allen voran die „Biogen“ mit ihren Ausbauplänen.
„Was in Solothurn entlang der Aare am Entstehen ist, zieht eine Vielzahl von Menschen in die Region. Die Verkehrsinfrastruktur darf diese Entwicklung nicht verpassen, sondern muss zeitgleich mitwachsen.
Eine Seilbahn ist hier eine ökologische, effiziente, günstige, zurückhaltende und eindrückliche Lösung“, so Grimm. Wichtig ist, dass die Seilbahn staatlich gebaut und betrieben wird.
Und dass die „Aaregondel“ sowohl tariflich als auch strukturell in das öffentliche Verkehrsnetz eingebunden ist.
Hürden
Der Weg zur Erfüllung dieses Ziels ist jedoch mit Hindernissen bestückt, die Interessensgemeinschaft „Aaregondel“ rechnet mit Widerstand. „Eine Hürde sind wohl die Grundeigentümer.
Zwar befinden wir uns Großteils auf öffentlichem Grund, aber wir überqueren auch Privatflächen“, berichtet Grimm. Die zweite Hürde ist der Naturschutz. Zwar überfliegt die Seilbahn lediglich ein Schutzgebiet ohne darin Flächen zu verbauen.
Doch bereits das könnte rechtlich unzulässig sein. Hier ist der Gesetzgeber gefragt, um Sondergenehmigungen zu ermöglichen. Insbesondere da die Seilbahn generell ein sehr nachhaltiges Verkehrsmittel ist: Sie verbraucht wenig Land und kann emissionsarm betrieben werden (CO2 bzw. Lärm).
Vorgehensweise
Mit der Finanzierung der Machbarkeitsstudie hat die Seilbahninitiative jedenfalls den ersten Schritt getan. Anfang 2022 wird die Studie in Auftrag gegeben, mit einem Ergebnis wird im Sommer gerechnet.
„Vorab wird die Fachhochschule Nordwestschweiz ihre Arbeit zum Stakeholder Management präsentieren, welche unter anderem eine wertvolle Basis zur geplanten Machbarkeitsstudie darstellt“, berichtet Grimm.
Beide Untersuchungen sind Teil des Pakets, das die Interessensgemeinschaft „Aaregondel“ im Herbst 2022 Behörden, Politik und Bevölkerung vorstellen wird. Ab diesem Zeitpunkt liegt es an der öffentlichen Hand die Seilbahn weiterzuentwickeln.
Reto Paul Grimm, Initiant, Präsident Interessengemeinschaft „Aaregondel“
„Es ist erstaunlich, dass in der Schweiz, einem Mutterland der Seilbahn, noch keine urbane Anlage existiert. Dabei ist das Potential groß. Damit Projekte, wie unsere Aaregondel, tatsächlich realisiert werden, ist Stakeholder Management immens wichtig.
Wir müssen alle Betroffenen rechtzeitig abholen, ihre Bedürfnisse, Ängste und Wünsche ernst nehmen. Das kostet viel Kraft, Dialog und Aufklärung – aber es ist es wert. Denn die Lösung liegt in der Luft: effizient, zurückhaltend und eindrücklich!“