Seilbahn Grenoble erneut verschoben

Die "T1" sollte die erste Seilbahn im städtischen Netz von Grenoble werden, knapp hundert Jahre nach der ikonischen Gruppenumlaufbahn, die das Stadtzentrum mit dem Fort de la Bastille verbindet. Nun wurde das urbane Seilbahnprojekt erneut verschoben.

Nach mehr als einem Jahrzehnt der Diskussionen schien das Grenoble T1-Projekt trotz des anhaltenden Widerstands einiger Anwohner und Benutzer auf Kurs zu sein.

Ziel war es – neben der touristisch geprägten Grenobler Seilbahn zur Bastille – die erste urbane Anlage zu bauen, um die „wissenschaftliche“ Halbinsel  (auf der fast 30.000 Forscher, Studenten und Industrielle leben) über eine 3,7 Kilometer mit den Stadtvierteln Fontaine und Saint-Martin-le-Vinoux zu  verbinden.

Wie La Tribune berichtet, hat die Mobilitätsgewerkschaft der Region Grenoble (SMMAG) nun einer neuen Frist von zwei Jahren zur Erneuerung der Studien zugestimmt.

Kritiker stufen das Seilbahnprojekt als „komplex“ und „ungeeignet“ ein. Ende März 2024 gab etwa die öffentliche Untersuchungskommission eine ablehnende Stellungnahme zu dem Projekt ab.

Das Projekt

Den Zuschlag erhielt im Mai 2020 ein Konsortium, gebildet durch den französischen Seilbahnhersteller POMA, das Ingenieurbüro EGIS und die Architekten der Groupe-6. Der Auftrag umfasst ein Investitionsvolumen von 55 Millionen Euro und einen Wartungsvertrag für sechs Jahre in Höhe von zehn Millionen Euro.

Vom Konsortium soll Grenoble als „Hauptstadt der französischen Alpen“ eine 3,7 Kilometer lange Seilbahn mit sechs Stationen erhalten. Die Einseilumlaufbahn mit dem schlichten Namen T1 wird in 15 Minuten Straßen (A480 und N481), Schienen, Flüsse (Isère und Drac), sowie andere Hindernisse überwinden.

T1 steht für den Namen jeder lokalen ÖPN-Linie, was zeigt, dass die Seilbahn ganz in das öffentliche Verkehrsnetz integriert ist. Passenderweise werden drei Straßenbahnlinien, sowie das Busnetz angebunden. Die Seilbahn überwindet also Hindernisse und verstärkt gleichzeitig bestehende Verkehrsnetze.

Die Seilbahn wird als einzige relevante Mobilitätslösung für die Entwicklung eines Stadtteils betrachtet, der in den nächsten zehn Jahren mehr als 6.000 neue Einwohner und mehr als 5.000 neue Arbeitsplätze haben wird. Das groß angelegte Stadtentwicklungsprojekt wird mit Geschäftszentren und Wohnbauprogrammen dazu führen, dass die Seilbahn wohl 80.000 Fahrten pro Tag verzeichnen kann.

Design für Flora, Fauna, Bewohner

Der Plan sieht folgendes vor: Die Stationen der Seilbahn sind sehr kompakt, benötigen nur wenig Platz und sind in einem 360°-Design konzipiert. Sie bestehen aus Glas, Metall, Holzverkleidung und grünen Dächern und fügen sich behutsam in die Landschaft ein.

Komfortable und leise Kabinen, sowie ein CO2-freier Betrieb machen die Seilbahn zu einem umweltfreundlichen Verkehrsmittel, das auch von behinderten Menschen oder Radfahrer genutzt werden kann. Zudem verringert die T1 den Straßenverkehr – bei deutlich geringeren Kosten pro Kilometer wie die Straßenbahn.

Für die Seilbahn spricht auch die Ausfallsicherheit, Staus gibt es nicht. Lediglich bei seltenen starken Winden muss der Betrieb eingestellt werden. Die Seilbahn besitzt also eine exklusive Fahrstrecke, die noch dazu spektakuläre Ausblicke auf die Stadt und die Berge bietet und dadurch auch touristisch interessant ist.

Das Konzept steht also, nun müsste es nur noch umgesetzt werden. Die Frist dazu wurde (wie Anfangs erwähnt) um zwei Jahre verlängert.

Technische Daten (Stand 2020):

Seilbahn Grenoble

Länge: 3,7 km
Höhenunterschied 5 m
Förderleistung: 1.200 (3.000)
Stationen: 6
Kabinen: 24 (66)
Fassungsraum Kabine: 12 P.
Stützen: 24
Betriebsgeschwindigkeit: 19 km/h
Fahrzeit: 15 Min.
Investitionskosten: 55 Mio. €