SI Urban 1/2020, Stadt
Seilbahn – Wissen
Seilbahnen können anhand ihrer Betriebsart, des verwendeten Seilsystems sowie der Anzahl der Seile bzw. der Antriebsart in unterschiedliche Bauweisen eingeteilt werden.
Durch diese Systematisierung ergibt sich eine Einteilung, die stark an die Taxonomie der biologischen Wissenschaften erinnert, wie Frieder Kremer in seinem Buch „Innovation Seilbahn“ betont. Es folgt ein Auszug aus seiner Publikation mit wenigen redaktionellen Änderungen (TU Berlin 2015: S. 31-35).
Demnach besitzt jede Ordnung, Familie und Gattung von Seilbahnen ihre eigenen spezifischen Eigenschaften hinsichtlich der Beförderungskapazität, Kabinengröße, Fahrgeschwindigkeit und Windanfälligkeit sowie der Anzahl der Stützen und dem maximalen Abstand zwischen ihnen – der Spannfeldlänge. Diese werden im Folgenden genauer beschrieben.
Betriebsarten
Die Einteilung nach der Betriebsart erfolgt analog zu den gesetzlichen Grundlagen in Seilschwebebahnen und Standseilbahnen. Seilschwebebahnsysteme stellen lineare Punkt-zu-Punkt-Verbindungen auf kürzestem Wege zwischen zwei Stationen dar – der Start- und der Endstation.
In einer dieser Stationen ist der Antrieb für die gesamte Anlage integriert. Zwischen den Stationen ist mindestens ein Seil gespannt, an das die einzelnen Fahrzeuge – die Kabinen – gekuppelt sind. Dieses Seil wird durch Antrieb der Anlage bewegt.
Da es damit für Fortbewegung der Kabinen zuständig ist, wird es auch als Förderseil bezeichnet. Die Kabinen schweben entlang dieser vorgegebenen Trasse über die Ebene hinweg. Um einen sicheren Abstand zwischen Seil und Boden zu gewährleisten, kann die Distanz zwischen den beiden Stationen mithilfe von Stützen überbrückt werden.
Standseilbahnen werden ebenfalls mithilfe eines Zugseils angetrieben. Der Unterschied zu Seilschwebebahnen besteht jedoch darin, dass sie auf einem fest angelegten Fahrweg verkehren somit nicht an lineare Verbindungen gebunden sind und mit bis zu 7.500 Personen pro Stunde und Richtung eine wesentlich höhere Förderleistung als Seilschwebebahnen aufweisen.
Die Fahrbahn kann sich einerseits sowohl ebenerdig als auch aufgeständert in der Ebene befinden, andererseits werden sie häufig auch unterirdisch eingesetzt.
Obwohl auch auf Standseilbahnen viele der nachfolgend besprochenen Vor- und Nachteile zutreffen, unterscheiden sie sich doch in mancherlei Hinsicht (Flächenverbrauch, multifunktionale Raumnutzung) nicht wesentlich von den konventionellen Verkehrsträgern.
Seilsystem
Seilschwebebahnen werden in Pendel- und Umlaufseilbahnen unterschieden. Bei Pendelbahnen verkehrt in der Regel je eine Kabine pro Richtung auf ein oder zwei Tragseilen. Die beiden Fahrzeuge verkehren zwischen den Stationen im Pendelbetrieb, weshalb der Ein- und Ausstieg nur bei haltenden Kabinen möglich ist.
Um einen effektiven Einsatz zu gewährleisten, ist es daher sinnvoll, bei diesem System möglichst große Fahrzeuge zu verwenden. Die Herstellerangaben für das Fassungsvermögen der einzelnen Kabinen liegen zur Zeit zwischen sechs und 200 Personen. Die Fahrgeschwindigkeit der Kabinen kann bis bis zu 12 m/s betragen.
Seilanzahl
Bei Seilschwebebahnen wird zudem zwischen Einseil- und Mehrseilbahnen unterschieden. Einseilbahnen haben aufgrund der geringeren Vorspannung des Förderseils größere Durchhänge, weshalb sie mehr Stützen benötigen und damit mehr dem Geländeverlauf folgen.
Sie haben – wie der Name sagt – nur ein Seil, welches die Kabine trägt und zieht. Bei Mehrseilbahnen rollt die Kabine über fix montierte Tragseile, gezogen wird sie von einem umlaufenden Zugseil.
Zwei, Drei- und Vierseilbahnen verfügen dadurch über straffer gespannte Tragseile, was größere Spannfeldlängen und damit eine geringere Anzahl von Stützen ermöglicht.