SI Urban 2/2021, Stadt, Tourismus
Seilöler – Seilbahnseile automatisch schmieren
Der Weg vom Flughafen in das Stadtzentrum zählt auch in Pisa zu den besonders staugefährdeten Strecken. Dank der MiniMetro „PisaMover“ von LEITNER wird dieser neuralgische Abschnitt seit 2017 entschärft, zudem dauert die Fahrt zwischen dem Aeroporto Galileo Galilei am Südrand von Pisa und der Stazione Centrale nur noch fünf Minuten.
Jeder der zwei Züge besteht aus drei miteinander verbundenen Kabinen und bietet jeweils Platz für 107 Passagiere. Rund zwei Millionen Gäste nutzen die seilgebundene Bahn pro Jahr – bei jedem Wetter. Entsprechend beansprucht sind die Seile.
Lebensdauer des Seils verlängern
Die Belastung durch die Korrosion war in Pisa so stark, dass die Seile statt nach vier schon nach zwei Jahren ablegereif waren, berichtet Christian Scartezzini vom Seilbahnhersteller LEITNER. Dessen Tochterfirma „People Mover Service“ betreibt und wartet die Anlage.
„Um nicht nur das Seil zu tauschen, sondern auch eine längere Lebensdauer der Seile zu erreichen, wechselten wir das Modell des Seils und installierten den automatischen Seilöler von ELASKON“, so Scartezzini.
Nachteile der manuellen Nachschmierung
Diese Entscheidung vermeidet zahlreiche Nachteile des manuellen Schmierens, wie Sven Winter, Geschäftsführer der Entwicklungsfirma ROTEC betont: „Seilbahnseile werden in der Regel ein- oder zweimal im Jahr händisch nachkonserviert.
Dazu muss die Anlage jedoch abgestellt werden und das Wetter gut sein.“ Dabei werden große Mengen an Nachschmiermitteln verbraucht. Diese enthalten Lösungsmittel, die verdunsten müssen.
Durch falsche Anwendung besteht die Gefahr, dass Öl auf Kabinen oder Fahrgäste tropft und Rollengummis schneller verschleißen (nicht verflogenes Lösemittel).
Eine klassische Seilnachkonservierung ist zudem sehr personal-, zeit- und kostenintensiv. „Bei urbanen Seilbahnanlagen müssten die Maschinisten stets in der Nacht mit dem Schmierpinsel losziehen – das ist absolut praxisfern“, sagt Michael Kronschnabl vom Schmierstoffhersteller ELASKON.
Zwar gibt es nicht permanent installierte Nachschmierapparate, diese sind aber mit großem Schmierstoffeintrag und erhöhtem Arbeitsaufwand verbunden.
Der PisaMover hat durch den Seilöler seine Verfügbarkeit gesteigert. Foto: LEITNER
Vorteile des Seilölers
Kronschnabl plädiert daher für den Einsatz des Seilölers in Kombination mit dem Spezialöl ELASKON NK-A: „Wir bieten die Komplettlösung aus Seilöler und Spezialöl für Seilbahnbetreiber zur automatischen Nachkonservierung bei laufendem Betrieb!“
Die Ölmenge ist exakt auf die Anlage abgestimmt, der Verbrauch des Schmierstoffs liegt rund um die Hälfte niedriger als bei der manuellen Schmierung. „Mit dem Seilöler läuft das Seil tadellos, bei gleicher Belastung verzeichnen wir viel weniger Drahtbrüche“, ergänzt Sven Winter.
Dank der ROTEC-Software, welche die Seilmenge berechnet, weiß der Seilöler stets, wie viel Schmierstoff er auftragen muss. Dieses Komplettsystem entlastet die Be- triebsleiter enorm.
„Das speziell entwickelte ELASKON NK-A weist eine sehr stabile Viskosität auf, haftet sehr gut am Seil und hat ein ausgezeichnetes Kriechvermögen.“ Die Folge ist ein optimaler Korrosionsschutz ohne unerwünschte Nebeneffekte (wie z.B. Rutschen der Klemmen, Zersetzung des Rollenfutters, Abtropfen und Verschmutzungen).
„Wir kümmern uns auch gerne um die Installation und Einstellung des Seilölers, sowie um die Schulung der Mitarbeiter“, versichert Kronschnabl.
Massimo Ferri, Betriebsleiter PisaMover
Massimo Ferri, Betriebsleiter PisaMover
„Wir sind mit dem Seilöler sehr zufrieden. Die automatische und kontinuierliche Nachschmierung erspart uns die manuelle Seilölung, die wir sonst alle 20 Tage durchführen müssten. Zeit, die wir jetzt für andere Aufgaben verwenden können.
Die Ölung im laufenden Betrieb ist sehr wichtig für die Verfügbarkeit der Bahn – wir fahren 18 Stunden täglich, 365 Tage im Jahr. Dank der Statistik können wir zudem den Ölverbrauch kontrollieren und nachjustieren. Aber das wichtigste ist die verlängerte Lebensdauer des Seils, welche wir bereits seit der Installation des automatischen Seilölers sehen.“
Das Dreamteam
Der Seilöler besteht aus zwei kleinen, flexibel einbaubaren Modulen: MODUL I enthält den Ölvorratsbehälter mit 0,7 Liter Tankvolumen, die Steuerung sowie Bedien- und Anzeige-Elemente. Es kann leicht auf einem Gitterboden, einem Träger oder an der Stationswand angebracht werden.
MODUL II wird unmittelbar am Seil angebracht: Es trägt das Öl kontrolliert in kleinen Mengen seilwegbasiert auf, überwacht die Seilgeschwindigkeit und ölt im Normalbetrieb der Seilbahn.
Das System wird ständig weiterentwickelt. Als letzte Neuerung wurde die Software auf sechs Sprachen erweitert – neben Deutsch und Englisch lässt sich der Seilöler nun auch in Französisch, Spanisch, Italienisch und Chinesisch bedienen.
ELASKON NK-A ist wiederum ein speziell entwickeltes, lösungsmittelfreies und transparentes Öl. Es wird in kleinen Mengen – exakt auf die Seilbahn abgestimmt – automatisch und kontinuierlich auf das Stahldrahtseil aufgetragen.
Dadurch hat das Seil genügend Zeit, das Öl aufzunehmen. Die Reibwerte werden nicht nennenswert gemindert und die Anlage bleibt sauber.