Um den Straßenverkehr in Varanasi zu entlasten, setzt die Stadt eine Seilbahn um. Fotos: BARTHOLET

SI Urban 2/2023, Stadt

Varanasi: Stadtverkehr neu definiert – komfortabel über die Straßen Indiens

Indiens Aufstieg zu einer der größten Wirtschaftsmächte wird begleitet von einer raschen Urbanisierung. Mehr als ein Drittel der 1,4 Milliarden Einwohner des Landes lebt bereits in Städten und der Trend zeigt keine Anzeichen einer Verlangsamung. Die rasante Urbanisierung führt zu einem drastischen Anstieg des Verkehrsaufkommens, das Engpässe, Staus und Umweltbelastungen erzeugt. Die Lösung? Eine städtische Seilbahn.

Vanessa Weiss

22. September 2023

Die Stadt Varanasi, gelegen im Bundesstaat Uttar Pradesh und bekannt als spirituelle Hauptstadt Indiens, setzt mit dem Bau einer urbanen Seilbahn auf eine zukunftsweisende Verkehrslösung.

Mit über 2.000 Tempeln zieht Varanasi sowohl Pilger als auch Touristen aus aller Welt an. Dies führt zu einer erhöhten Verkehrslast auf den ohnehin schon überlasteten Straßen der Stadt.

Die Situation wird weiter verschärft durch den zentralen Verkehrsknotenpunkt – den Bahnhof Varanasi Cantt. Die Lösung für diese verkehrstechnischen Herausforderungen zeigt sich in der Mobilität auf erhöhter Ebene.

Die Seilbahn wird das bestehende Verkehrssystem entlasten und den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) attraktiver und effizienter gestalten.

Die Strecke der Seilbahn erstreckt sich von dem Bahnhof Varanasi Cantt über die Stationen Vidyapeeth und Rath Yatra bis zum Tempelbezirk Godowlia Chowk.

Die Panoramakabinen

im „Design by Porsche Design Studio“.

Symbolischer Spatenstich

Die Planungsphase dieses Projekts wurde bereits abgeschlossen und mit einem symbolischen Spatenstich, bei dem Premierminister Narendra Modi persönlich anwesend war, begannen die Bauarbeiten offiziell am 24. März 2023.

Die Umsetzung des Projekts erfolgt in Zusammenarbeit zwischen dem renommierten Unternehmen BARTHOLET MASCHINENBAU AG und Vishwa Samudra Engineering im Auftrag der National Highways Logistics Management Ltd.

Das Projekt wurde von der öffentlichen Hand als Private Public Partnership (PPP) ausgeschrie- ben und die Entscheidung fiel auf die bewährte Schweizer Technik der BARTHOLET MASCHINENBAU AG.

Betrieben wird sie von Vishwa Samudra Ropeways, die nach der Fertigstellung der Anlage den Betrieb für eine Dauer von 15 Jahren sicherstellen wird.

Herstellung der Verbindung

Mit einer Streckenlänge von 3.730 Metern, die in einer L-Form verläuft, wird die Seilbahn die Verbindung vom Hauptbahnhof zur Station Godowalia Chowk herstellen.

Diese imposante Infrastruktur wird in zwei Abschnitten mit jeweils zwei Sektionen geführt, wobei insgesamt fünf Stationen miteinander verbunden werden.

Entlang der Strecke werden 29 Stützen errichtet, deren Höhe zwischen 7 und 46 Metern variieren wird. Die Fahrgäste werden in 148 Panoramakabinen im „Design by Porsche Design Studio“ transportiert.

Diese Kabinen bieten Platz für jeweils zehn Passagiere und sind barrierefrei zugänglich. Die Seilbahn wird eine beeindruckende Kapazität von 3.000 Personen pro Stunde aufweisen, die Kabinen können mit einer Geschwindigkeit von sechs Metern pro Sekunde am Seil bewegt werden.

Die Vision dieses Seilbahnprojekts wurde im März 2023 weiter konkretisiert, als eine Delegation aus Indien die Chance ergriff, die Kabinen bei der Firma BARTHOLET MASCHINENBAU AG in Flums persönlich in Augenschein zu nehmen.

Die begeisterte Zustimmung der Delegationsmitglieder deutet auf eine vielversprechende Zukunft dieses Pionierprojekts hin.

Entlastung des Straßenverkehrs

Die geplante Betriebsdauer der Seilbahn in Varanasi beläuft sich auf 16 Stunden pro Tag. Dies verspricht eine nachhaltige Entlastung des Verkehrs und eine bessere Anbindung des stark frequentierten Tempelbezirks.

Indien zeigt erneut seine Fähigkeit zur Entwicklung innovativer Lösungen, um die zunehmenden Verkehrsherausforderungen in seinen Städten zu meistern.

Die urbane Seilbahn in Varanasi wird eine aufregende Reise in die Zukunft der Mobilität markieren und wird nach einer kurzen Projektzeit von 2,5 Jahren im Mai 2025 in Betrieb gehen.