Was kostet eine Seilbahn? Eine ökonomische Analyse

Die Kosten einer Seilbahnanlage bestehen auf der einen Seite aus Investitions- und auf der anderen Seite aus Betriebskosten. Die Höhe dieser Kosten ist von jeweils unterschiedlichen Parametern abhängig. Diese Bedingungen hat Stadtplaner Frieder Kremer in seinem Buch „Innovation Seilbahn“ zusammengetragen. Es folgt ein Auszug aus seiner Publikation mit wenigen redaktionellen Änderungen (TU Berlin 2015: S. 41-43).

Die Höhe der Kosten von Stationen ist von der gewählten Bauweise, der Fahrgeschwindigkeit und Förderleistung  sowie der Stationslänge abhängig.
Daneben können die Kosten der Stationen durch einen erhöhten Anspruch an die architektonische Gestaltung deutlich ansteigen (siehe etwa bei der Seilbahn in Portland).

Ebenso werden die Kosten der Seile durch die Bauweise bestimmt. Abhängig vom System der Anlage wird eine unterschiedliche Anzahl an Seilen
benötigt. Zudem stellt die Streckenlänge einen großen Einfluss auf die Höhe der Seilkosten dar.

Die Kosten der Stützen ergeben sich einerseits aus der systembedingten, notwendigen Anzahl an Stützen sowie deren Höhe und Fundamentgröße andererseits. Hier ist ebenfalls der Einfluss der architektonischen Gestaltung auf die Kosten zu berücksichtigen.

Zur Berechnung der Fahrzeugkosten muss deren Anzahl, Größe und die gewünschte Geschwindigkeit herangezogen werden. Während die Kostenparameter der einzelnen Bauteile also größtenteils auf technische Systemeigenschaften zurückzuführen sind, weisen die Material- bzw. Herstellungskosten (Rohstoff-, Produktions- und Arbeitskosten), Baukosten (regionales Baupreisniveau) sowie Montagekosten (regionales Lohnniveau) eine Abhängigkeit von volkswirtschaftlichen Parametern auf. Die Transportkosten werden hauptsächlich durch die Entfernung zwischen Hersteller und Aufstellungsort beeinflusst.

Architektonisch ausgefallene Stützen – wie hier in Portland – sind Kostentreiber.

Da Seilbahnanlagen je nach gewählter Bauweise in einem vergleichsweise kurzen Realisierungszeitraum von ca. sechs bis zwölf Monaten und mit gerin gem infrastrukturellen Installationsaufwand errichtet werden können – es ist lediglich der Bau der Stationen und der Stützen sowie die technische Montage notwendig – zeichnen sich Seilbahnen durch sehr geringe Investitionskosten aus.

Mit einer ungefähren Spanne von ca. 3,5 bis zu 19 Millionen Euro pro Kilometer liegen Seilbahnen immer noch unter den Kosten für eine Installation von Straßenbahnen (11–22 Mio. Euro) oder U-Bahnen (ca. 45–133 Mio. Euro).

Lediglich die Einrichtung einer Buslinie ist mit geringeren infrastrukturellen, baulichen und ökonomischen Aufwendungen durchführbar.

Neben den Investitionskosten sind die Kosten zur Aufrechterhaltung des Betriebs von großer Bedeutung beim Kostenvergleich der Träger des öffentlichen
Verkehrs. Zu den Betriebskosten von Seilbahnen zählen zuallererst die Personalkosten: Diese sind von der täglichen Betriebszeit und dem Lohnniveau abhängig.

Da Seilbahnen einen hohen Grad an automatisierten Betrieb ermöglichen, fallen diese deutlich geringer aus als bei personengeführten Verkehrsmitteln. Zudem kann dadurch eine lange Betriebszeit bei gleichzeitig sicherem Betrieb angeboten werden.

Die Energiekosten sind ebenfalls niedrig. Da sich die Massenverhältnisse und Windwiderstände der jeweiligen Fahrtrichtungen bei Seilbahnen gegenseitig ausgleichen, muss den Anlagen lediglich die Energie zur Überwindung der systembedingten Reibung zugeführt werden.

Seilbahnen stellen somit das das energieeffizienteste motorisierte Verkehrsmittel überhaupt dar, wie Verkehrsexperte Heiner Monheim in seiner Publikation „Urbane Seilbahnen“ betont. Zuletzt gibt es noch die Wartungskosten.

Diese sind abhängig vom Bahnsystem und vom Integrationsgrad der Maßnahmen in den Betriebsablauf ohne große Unterbrechungen.

Finanzierung

Urbane Seilbahnen sind also vergleichsweise günstige Transportmittel. Doch wie sollen Städte Bau und Betrieb finanzieren? Zunächst sind sie in vielen Ländern förderungsfähig, sofern sie im öffentlichen Nahverkehrssystem eingebunden sind. Ebenso besteht bei Seilbahnen die Möglichkeit der privaten Finanzierung
und des privatwirtschaftlichen Betriebs einer Anlage.

Dies kann einerseits marketingorientierten Zwecken zur Imageförderung dienen (siehe etwa Seilbahn in London), andererseits können Seilbahnen durch ihren Attraktionswert selbst zu einem Instrument der Immobilienentwicklung werden.

Bei einem privatwirtschaftlichen Betrieb ist die Integration in das bestehende Tarifsystem allerdings nicht mehr zwingend gegeben. Dies widerspricht zum einen der Nutzung als öffentliches Verkehrsmittel und wirft zum anderen die Frage auf, inwiefern die Beiträge der Nutzer die Kosten der selbstständig decken können.