Zukunftsmobilität in Europa

Die französische Großstadt Toulouse verfügt mit dem Téléo bereits über eine urbane Seilbahnanlage, welche im Mai 2022 eröffnet wurde. Die Hauptstadt zieht nun nach und plant die Eröffnung der Câble A im Jahr 2025. Doch welche Einflüsse haben urbane Seilbahnen auf die Städte, besonders unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit? Auf der Cable Car World 2022 in Essen präsentierte die Technische Universität Wien Zahlen und Fakten zu diesen beiden Seilbahnprojekten.

Günstig, sicher, pünktlich und umweltschonend: Urbane Seilbahnen sind das ideale Mittel, um den öffentlichen Personennahverkehr in Städten zu ergänzen. Kein Wunder also, dass immer mehr Städte weltweit beginnen, diese in das bestehende Verkehrsnetz zu implementieren.

So nun auch Paris – die französische Hauptstadt stellt sich in die Reihe der französischen Städte Brest, Toulouse und der Insel La Réunion im Indischen Ozean, die eine urbane Seilbahn aufweisen.

Vorteile urbaner Seilbahnen

Die Vorteile, die mit diesem Projekt auch in Paris Einzug halten, sind von der TU Wien auf der Cable Car World vorgestellt worden: So ist die Menge an CO2-Emissionen pro Kilometer, für die ein Pendler verantwortlich ist, bei einer Fahrt mit dem Bus 7,6 Mal höher, mit dem Auto sogar 30 Mal höher als bei einer Fahrt mit der Seilbahn.

Auch kostet ein Streckenkilometer bei Seilbahnen mit ca. 3,5 bis 19 Millionen Euro wesentlich weniger als ein Kilometer U-Bahn, der zwischen 45 und 133 Millionen Euro liegt. Mit einem enorm niedrigen Flächenverbrauch im Vergleich zu Straßenbahnen können Seilbahnen ebenfalls überzeugen.

Die Câble A in Paris wird etwa nur sieben Prozent der Fläche verbrauchen, die eine Straßenbahn über die gleiche Strecke benötigen würde.

In Toulouse liegt der Flächenverbrauch durch die Seilbahn sogar bei nur 5,5 Prozent von dem, was eine Straßenbahn benötigt hätte.

Außerdem können Seilbahnen rein mit Strom  betrieben werden, was sie dort unabhängig von fossilen Brennstoffen macht.

Die urbane Seilbahn in Toulouse

eröffnete bereits 2022.
Photos: POMA
Grafiken: TU Wien

Herausforderungen

Während urbane Seilbahnen aus umwelttechnischer Sicht einen enormen Mehrwert bringen, sind einige Ausführungen dennoch anfällig für starke Winde und müssen erst das Wohlwollen seitens der Bevölkerung finden.

Auch historische Städte sehen sich durch das veränderte Stadtbild herausgefordert – zumindest  solange, bis sich die Einheimischen an den Anblick gewöhnt haben.

Auch stehen weiterhin Bedenken hinsichtlich der Privatsphäre der Bewohner im Raum, die  von den vorbeifahrenden Gondeln unmittelbar betroffen wären.

Fazit

Während an den aktuellen Herausforderungen kontinuierlich gearbeitet wird, stellen urbane Seilbahnen eine verhältnismäßig kostenkünstige Investition dar, sodass sie sich hervorragend eignen, um den Verkehr in Frankreichs Städten zu entlasten und Wartezeiten sowie Staus zu verhindern.

Dies trifft auch auf andere Länder zu. Nebenbei tragen sie einen Beitrag zur Nachhaltigkeit bei und ermöglichen die Konservierung wertvoller Grünflächen in den Städten, die alternativ dem Straßenbau zum Opfer fallen würden.

Paris

Die urbane Seilbahn in der französischen Hauptstadt befindet sich momentan im Schaffensprozess: Nach der ursprünglichen Genehmigung des Projektes im Jahr 2016 und der Festlegung eines ersten Plans im Jahr 2018 soll die Anlage 2025 eröffnet werden. Geplant ist eine Strecke von Créteil über Limeil-Brévannes & Valenton nach Villeneuve-Saint-Georges.

So sollen ab Fertigstellung des Projekts 1.600 Pendler pro Stunde und Richtung transportiert werden und die gesamte Strecke in 17 Minuten absolvieren.

Toulouse

Mit der (noch) längsten Seilbahn Frankreichs, der Téléo, setzt Toulouse ein Zeichen für nachhaltige urbane Mobilität: Die Bauarbeiten zur ersten urbanen  Dreiseilumlaufbahn Europas begannen im Spätsommer 2019, im Mai 2022 wurde sie schließlich eröffnet.

Toulouse zeigt mit der Seilbahn auch, wie diese in den öffentlichen Personennahverkehr einer Stadt eingebunden werden kann:

Die Téléo ist vollständig an das Verkehrsnetz angeschlossen und erlaubt den Passagieren,  drei der wichtigen Anlaufpunkte in der Stadt, das Institut für Krebsforschung „Oncopole“, das Krankenhaus „Rangueil“ und die Universität Paul Sabatier zu erreichen.

Hierfür benötigt die Bahn gerade mal zehn Minuten, während Autofahrer dreimal so lang benötigen.

Technische Daten:

Câble A

Länge 4,5 km
Höhenunterschied 50 m
Stationen 5
Stützen 33
System Einseilumlaufbahn
Kosten 132 Mio. €
Nutzer pro Tag 11.000 P
Flächenverbrauch 3.300 m2

Technische Daten:

Téléo

Länge 3 km
Höhenunterschied 100 m
Stationen 3
Stützen 5
System Dreiseilumlaufbahn
Kosten 82,42 Mio. €
Nutzer pro Tag 8.000 P
Flächenverbrauch 1,500 m2