Urbane Seilbahn als ÖV-Netz für Antananarivo

Mit Ausnahme von Sammeltaxis verfügt Antananarivo über kein öffentliches Verkehrsnetz, entsprechend stark versinkt die Hauptstadt Madagaskars im Stau. Nun werden aber zwei Seilbahnen von POMA eine nachhaltige Mobilitätswende einleiten.

Bereits im Juni 2022 sollen sie beginnen: Die Bauarbeiten für zwei urbane Seilbahnlinien in Antananarivo, der Hauptstadt Madagaskars. Mit einer Länge von 13 Kilometern und zwölf Stationen wird das innovative Verkehrsmittel verschiedene Stadtteile in einem Kreislauf miteinander verbinden.

Die Ziele: Den dichten Verkehr in der Hauptstadt entlasten, die Pendelzeit der Einwohner verkürzen und die Umweltverschmutzung verringern. Die Bewohner sollen einer besseren Lebensqualität entgegensehen.

Streckenführung

Der französische Seilbahnhersteller POMA hat als Teil eines Konsortiums, das sich aus den Unternehmen Colas Project und Colas Madagascar zusammensetzt, den Auftrag für den Bau der „Orangen Linie“ zwischen den Stadtvierteln Anosy– Ambatombe und der „Grünen Linie“ zwischen den Stadtteilen Anosy – Ankatsoa erhalten.

Die Streckenführung hat POMA in einer Machbarkeitsstudie vorgeschlagen und nach Änderungen durch die Politik in konkrete Planungen gegossen: Die Grüne Linie wird zehn Minuten für eine Fahrt benötigen, die Orange Linie 30 Minuten.

Zum Vergleich: Bisher steht jeder Einwohner durchschnittlich zwei Stunden täglich im Stau – oder muss gar lange Fußmärsche in Kauf nehmen. Die Seilbahn passt sich hingegen der komplexen, sowie unebenen Topografie der Stadt an und überfliegt Straßen und Gebäude.

Sie benötigt dabei nur sehr wenig Platz – ein großer Vorteil in der dicht besiedelten Hauptstadt Madagaskars.

SEILBAHNSYSTEM ANTANANARIVO

Linie 2
Länge 12 km
Höhenunterschied 300 m
Förderleistung 2.200 p/h/d
Stationen 12
Kabinen 300
Förderleistung Kabinen 10 P
Stützen 100
Max. Geschwindigkeit 6 m/s
Fahrzeit 10 bzw. 30 min

Montage

Die Bauarbeiten werden in enger Abstimmung mit den lokalen Baufirmen und Behörden ablaufen und rund 24 Monate dauern, berichtet Mehdi Caillis, Projektleiter von POMA:

„Die Topographie von Antananarivo ist schwierig und die Straßenanbindung begrenzt. Daher haben wir die Machbarkeitsstudien genau analysiert und die verschiedenen Herausforderungen berücksichtigt.“

Mit 60 Jahre Erfahrung im Seilbahnbau und als Rekordhalter bei urbanen Seilbahnen sieht sich POMA dafür aber gut gerüstet.

Betrieb

Mit den zwei Seilbahnen sollen täglich 40.000 Fahrgäste nachhaltig, umweltfreundlich und kosteneffizient über den Stau hinweg transportiert werden.

Technisch ausgedrückt haben die Anlagen eine Förderleistung von 2.800 Personen pro Stunde und Richtung. Die Seilbahnen sollen täglich ab 5 Uhr morgens zwischen zwölf und 16 Stunden fahren.

„Den Betrieb wird unser Konsortium übernehmen, wobei wir unser Know-how Schritt für Schritt an ein lokales Unternehmen weitergeben werden“, sagt Mehdi.

Gewartet wird die Seilbahn durch POMA selbst – gegen eine monatliche Zahlung. Dazu wird noch ein Vertrag mit den lokalen Behörden geschlossen. Finanziert wird das Projekt über ein zwischenstaatliches Abkommen zwischen Frankreich und der Republik Madagaskar. Durch Bau und Betrieb der Seilbahnen sollen mehrere hundert Jobs geschaffen werden.